Österreichischer Buchpreis

Jurybegründungen Preisträger 2018

Österreichischer Buchpreis 2018:
Daniel Wisser – Königin der Berge (Jung und Jung)

Begründung der Jury:

Königin der Berge ist der poetische Titel von Daniel Wissers Roman, doch für Herrn Turin ist das nur der Codename für seine Krankheit: Multiple Sklerose. Er ist im Pflegeheim, seit Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen und sehnt sich nach Sterbehilfe. Doch so einfach ist es nicht, das Leben hat immer noch etwas zu bieten. Robert Turin ist reflektiert und zynisch, erfindet originelle Gedankenspiele, fantasiert Dialoge mit seinem toten Kater und konsumiert reichlich Alkohol. Zugleich scheint er ein ziemliches Ekel zu sein. Daniel Wisser lässt seine Figur reden und leuchtet dabei ihre Abgründe aus. Mit erzähltechnischer Raffinesse und eminenter Vitalität hat das Buch die Jury vollkommen überzeugt. In der Gratwanderung zwischen todtraurigem Thema und fulminantem Sprachwitz wird es hinter dem Rücken der Figur zu einem Plädoyer für das Leben.“

Österreichischer Buchpreis 2018 – Debüt:
Marie Gamillscheg – Alles was glänzt (Luchterhand Verlag)

Begründung der Jury:

„Marie Gamillschegs Roman Alles was glänzt ist die Fallstudie eines sterbenden Dorfes. Wer noch in dieser abgelegenen Bergbausiedlung lebt, wird eines Tages vielleicht vom in sich zusammenstürzenden Berg verschlungen. Ein tödlicher Autounfall zu Beginn wird zum Bild für das nahende Ende des Ortes. Dass ausgerechnet hier ein Regionalmanager einen Neustart versuchen soll, zeigt sarkastisch das Illusionäre eines Kommunalentwicklungsgedankens, der sich um die reale Misere nicht kümmert. Marie Gamillscheg wählt eine Handvoll Figuren, deren Schicksal sie abwechselnd erzählt. Die Figuren sind aber auch ihrerseits wache Beobachter, die schon aus der Art, wie Menschen sich bewegen oder sprechen, vieles herauslesen. Besonders begeistert hat sich die Jury an der Fähigkeit der Autorin, allein schon durch kleine sprachliche Schräglagen ihre Figuren zu charakterisieren.“