Österreichischer Buchpreis

Jurybegründungen Preisträger 2017

Österreichischer Buchpreis:

Eva Menasse für „Tiere für Fortgeschrittene“ (Kiepenheuer & Witsch)

„Mit dem Österreichischen Buchpreis 2017 wird ein Erzählband ausgezeichnet, der auf pointierte und stilistisch ausgefeilte Weise zeigt, dass auch in der kleinen Form die großen zwischenmenschlichen und gesellschaftspolitischen Themen verhandelt werden können. Eva Menasse schaut in „Tiere für Fortgeschrittene“ mit präzisem, zugleich emphatischem und unsentimentalem Blick auf heutige Beziehungen und deren Abgründe – um die Frage, wie wir in der Familie zusammenleben wollen, geht es dabei genauso, wie um die Möglichkeiten eines sozialen Miteinanders. Eva Menasse versteht es, ihre Charaktere zu sezieren, ohne sie zu denunzieren, vielmehr bringt sie diese in der ihr eigenen Schönheit und Tragik zum Sprechen. Dabei zieht sich Eva Menasse in keiner ihrer acht Erzählungen auf einen moralisch überlegenen Standpunkt zurück, sondern sie entlässt ihre Figuren in eine offene Zukunft – und uns LeserInnen mit ihnen.“

Debütpreis:

Nava Ebrahimi für „Sechzehn Wörter“ (btb Verlag)

„Der im Rahmen des Österreichischen Buchpreises vergebene Debütpreis geht an die 1978 geborene, in Graz lebende Nava Ebrahimi. Ihr Roman „Sechzehn Wörter“ erzählt in ebenso vielen Kapiteln anhand von systematisch ausgewählten Begriffen sechzehn Facetten einer iranisch-deutschen Familiengeschichte. Anlässlich der Beerdigung ihrer Großmutter kehrt die in Deutschland aufgewachsene Protagonistin in ihre alte Heimat zurück und sieht sich dadurch noch einmal mit den Traditionen ihrer Familie konfrontiert. Mit viel Witz und abseits gängiger folkloristischer Klischees schildert die Autorin das Ineinander der Kulturen in einer ebenso unangestrengten wie hellsichtigen Sprache. Ebendieser Tonfall und ihre Beobachtungsgabe sind es, die erhoffen lassen, dass Nava Ebrahimi mit ihren folgenden Büchern auch in Zukunft neue Horizonte erschließen wird.