Österreichischer Buchpreis

Jurybegründungen Preisträger

Österreichischer Buchpreis: Friederike Mayröcker für „fleurs“

Friederike Mayröcker wird ausgezeichnet für ein faszinierend freies Spiel der Worte und Assoziationen, für ein Gedankenstöbern, das auf fast schon verstörende Weise wunderschön und gelungen ist. „fleurs“ öffnet einen Resonanzraum, bildet einen ganz eigenen poetischen Raum, der für Leserinnen und Leser nicht selten rätselhaft, manchmal auch nicht zu entschlüsseln ist. Der Text wird dadurch aber zu einem Fenster zu Welten, die sich der realistischen Darstellung entziehen. Er macht den Möglichkeitssinn von Literatur auf eine ganz besondere Weise erfahrbar. Friederike Mayröckers Notate, entstanden zwischen März 2014 bis Mai 2015, sind Zwiegespräche mit Schwalben und Mohnfeldern, Lebenden und Toten, mit Derrida, Genet, und nicht zuletzt mit Ernst Jandl, dem schmerzlich vermissten Lebenspartner. Dabei sind diese Notate aber durchaus hell und heiter, von Jugend und Neugier durchdrungen, sie laden ein zu irrwitzigen Reisen durch Zeit und Raum. Das sich allen Zwängen der Syntax entziehende, unbändig wuchernde florale Textgeflecht wird darüber hinaus durch Typografie, Satz und Druck zu einem auffällig schönen Buch, das zum Blättern und Staunen verführt.


Österreichischer Debütpreis: Friederike Gösweiner für „Traurige Freiheit“

Friederike Gösweiners erster Roman ist ein kleines Wunder. Er ist ein sensibles, in seiner emotionalen und sozialen Genauigkeit überzeugendes und, vor allem, ein ans Herz greifendes Porträt einer jungen Frau, die nach dem Studium einen Platz in unserer Ellenbogengesellschaft zu finden versucht. Hannah folgt ihren Wünschen, ihren Fähigkeiten und ihrem Gefühl – aber niemand braucht sie, nicht einmal ihr Freund, der sich für seine eigene Karriere entscheidet. Der Roman ist so auch das Porträt einer neuen ‚verlorenen Generation‘ zwischen Praktikum und Prekariat, zwischen Freiheitstraum, Hoffnung auf Leben, Einsamkeit und der Empfindung der Nutzlosigkeit. Das Buch wird mit dem Debutpreis des Österreichischen Buchpreises ausgezeichnet, weil es eine überzeugende Antwort auf ein drängendes gesellschaftliches Problem gibt. Das Buch berührt, weil es so unerbittlich, so wahr und literarisch so souverän ist.